Sonnwendkräuter

Sonnwendkräuter

Die Kräuter um die Sommersonnwende sind sonnenverwöhnt und tragen eine ganz besondere Energie in sich. Jetzt beginnt die Zeit des Sammelns und Konservierens für die dunklere Jahreszeit.

Die Sommersonnwendfeier war von alters her ein Fest der Liebe und der Fruchtbarkeit. Zum einen die Fruchtbarkeit der Felder, aber auch die Fruchtbarkeit der Frauen. Es gibt eine Vielzahl an Ritualen für unverheiratete Frauen, wie z.B., sich nackt auf der Erde wälzen, um sich mit der Kraft der Mutter Erde und ihrer Fruchtbarkeit zu verbinden. Oder den Rat, in der Nacht durch ein Blumenwiese zu gehen und sich mit einem Kind auf dem Arm zu imaginieren. Jetzt war auch die Zeit, in der man Kinder zeugen sollte. Denn dann kamen die Babies im Frühling auf die Welt, wenn der harte Winter mit Hunger und Entbehrung vorbei war. Wenn du mehr zu alten Bräuchen rund um das Kräuterjahr erfahren möchtest, empfehle ich dir das Buch von Rudi Beiser: „Kraft und Magie der Heilpflanzen“.

Ich möchte dir heute drei jahreszeitliche Kräuter vorstellen, die eng mit den Kräften der Sommersonnwende verbunden sind. Schon seit Jahrtausenden feiern die Menschen diese energetische Zeit und heute öffnen sich immer mehr Menschen, um im Rhythmus der Natur anzukommen.

 

Der Beifuß, die artemisia vulgaris

Dieses besondere Kraut, das manche als Würzkraut für fette Speisen kennen, war in der Antike der Göttin Artemis geweiht. Sie ist die Schutzgöttin der Jagd, aber vor allem auch der Frauen und Kinder und verkörpert das Lustvolle. Entsprechend wurde der Beifuß schon damals als Aphrodisiakum, z.B. in Liebesräucherungen verwendet.

Er wirkt euphorisierend und aphrodisierend.
Wie passend für eine rauschende Sonnwendfeier.

Der Beifuß steht für das Fließende, er bringt alle Körpersäfte zum Fließen, daher ist er auch sehr unterstützend bei einer schmerzhaften Menstruation oder um sie ins Fließen zu bringen. Brühe dir hierfür einen Tee mit dem Heilkraut auf und trinke 3 Tassen täglich.

VORSICHT: Im Mittelalter wurde der Beifuß auch als Abtreibungskraut eingesetzt! Bist du schwanger, ist dieses Kraut also absolut TABU! Überhaupt: Wenn du schwanger bist, erkundige dich gut, welche Kräuter eine wehenauslösende Wirkung haben können und sorge auf diese Weise gut für dich.

Ein alter Brauch: Bei der Sonnwendfeier kannst du dir auch einen Kranz aus Beifuß um die Hüften schlingen. Und dann am besten nackt oder leicht bekleidet mit deinem Liebsten/ deiner Liebsten an der Hand gemeinsam übers Feuer (am besten die Glut) springen, um euren Liebesbund für ein weiteres Jahr zu erneuern.

 

Das Johanniskraut, hypericum perforatum

Die Sonnenpflanze der Sonnwendfeier! Ihre kleinen Blüten sehen selbst wie kleine Sonnen aus und genau damit zeigt sie uns schon ihr Wirkungsspektrum:

Sie bringt die Sonne in unser Herz, wenn es dort dunkel ist.

Du kennst Johanniskraut vielleicht als anerkanntes Antidepressivum. Auch äußerlich angewendet ist das Johanniskraut sehr wirksam im Zusammenhang mit der Sonne, als Heilmittel bei Sonnenbrand. Setze hierfür einen Ölauszug an.

Johanniskrautöl ist auch ein wunderbares Massageöl, das bei Verspannungen, Muskelschmerzen und Nervenschmerzen als sehr wirksam gilt. Denn es vermag sehr tief in die Haut einzudringen.

VORSICHT: Johanniskraut macht unsere Haut photosensibel, sie wird also sehr empfindlich für ein Sonnenbad, daher nie verwenden, bevor du in die Sonne gehst. Auch innerlich angewendet kann es unsere Haut empfindlicher machen, sei einfach vorsichtig. Wichtig ist es, zu wissen, dass Johanniskraut die Wirkung von Medikamenten (auch z.B. der Anti-Baby-Pille) herabsetzen kann, da es stark entgiftend auf die Leber wirkt.

 

Der Gundermann, glechoma hederacea

Er wird auch Erdefeu genannt, denn jetzt im Sommer kriecht er förmlich mit seinen fast herzförmigen, eingekerbten Blättern den Boden entlang. Im Frühling hingegen reckt er sich dem Licht entgegen und bildet ganz feine blasslilablaue Blüten aus. Sein Geschmack und auch Duft (wenn du die Blätter zwischen deinen Fingern reibst) sind herb und würzig, sein Blatt schmeckt sehr bitter. Und das ist das Gesunde: die Bitterstoffe, denn man sagt: ‚Was bitter im Mund, dem Magen gesund‘. Außerdem haben Bitterstoffe eine sehr positive Wirkung auf unsere Psyche.

Tipp zur Verarbeitung: Überziehe die Blätter mit einer feinen Schicht bitterer Schokolade, so erhältst du ein leckeres Wiesen-After-Eight.

Beim traditionellen Sonnwendfest wurde aus dem Gundermann ein Kranz gewickelt. Man glaubte, er mache hellsichtig und lasse uns hinter die Dinge schauen. Du erkennst mit ihm im Haar das Wahre in deinem Gegenüber.

 

Falls du mehr über die Möglichkeiten, dieses besondere Sonnenfest auch einfach nur für dich zu feiern, lesen möchtest und Inspirationen suchst, lies auch gerne meinen Journalbeitrag zu ‚Litha – Sommersonnwende‘.